Die meisten Städte in den USA teilen ihre Verbindungsdaten, was die Reiseplanung erleichtert und die Anreize zur Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel stark erhöht. Aber die weit überwiegende Zahl der deutschen Verkehrsverbünde tun das nicht. Sollten sie es tun? Oder besser gefragt: Warum tun sie es nicht und würde es nicht auch hierzulande die Ziele der Luftreinhaltung und der verstärkten Nutzung des ÖPNV zu erfüllen helfen - und das noch vollkommen kostenlos?

Gerade wegen der zeitweise erheblichen Verschmutzung der Luft mit NOx und Feinstaub z.B. in Stuttgart wäre eine stärkere Nutzung des ÖPNV sehr hilfreich. Wenn es für den Pendler doch nur einfacher wäre, seine Fahrstrecke und den Fahrpreise zu ermitteln. Es gibt sie ja, die Alternativen zum eigenen PKW: U-Bahnen, Pendlerzüge, Straßenbahnen und Busse sowie private Verkehrsträger wie Taxis und moderne Bedienformen. Leider gibt es in Deutschland keinen Anbieter überregionaler Fahrplandaten auf OpenData-Basis. Speziell der VVS in Stuttgart veröffentlicht seine Fahrplandaten nicht, so dass es für Pendler sehr schwierig ist eine Reiseplanung zu erstellen, welche die Nutzung öffentlicher und privater Verkehrsmittel kombiniert.

In den USA sorgen die Verkehrsunternehmen für die Veröffentlichung von APIs für Verkehrsinformationen, siehe z.B. diese. Bei jeder Abfrage (z.B. über Google-Maps) greift man unsichtbar über diese API zu.

Die gemeinsame Sprache für den Datenaustausch von Fahrplandaten ist GTFS (General Transit Feed Specification)  So können immer mehr Städte ohne große Anpassungskosten in bestehenden Anwendungen einbezogen werden. Auch in den USA wurde der Standard nicht sofort überall adaptiert, weil man zunächst seine Interessen verletzt fühlte, wenn Unternehmen wie Google diese Daten nutzen konnten. Aber letztlich wurde GTFS ein Erfolg, fast jedes  Verkehrsunternehmen veröffentlicht in USA seine Daten in diesem Format, weltweit gibt es es bereits über 800 solcher Veröffentlichungen. 

Deutschland ist auch im europäischen Umfeld inzwischen ein seltenes Beispiel dafür, dass Verkehrsunternehmen ihre Daten nicht öffentlich machen wollen. Eine ständig aktualisierte Übersicht dazu findet sich bei "Rette Deinen Nahverkehr!". In einem Land wie Deutschland, das Luftverschmutzung bekämpfen und den Klimawandel aufhalten will, sollte eine einfache Reiseplanung eine Selbstverständlichkeit sein. Selbst Alexander Dobrindt, seinerzeit Verkehrsminister, räumt ein, dass deutsche Städte mit der Nutzung on OpenData zurückhaltend sind und Angst haben, Umsätze zu verlieren. Die Erfahrungen aus den USA und europäischen Nachbarländern zeigen, dass diese Angst unbegründet ist und innovative Zweitnutzungen der Daten zu mehr Umsatz und Fortschritten beim Umweltschutz führen. 

Siehe auch "Who owns transit data?"