Einen Plan für eine Reise machen: Dies erfordert bei vielen Plattformen im Netz und auf Smartphones nach wie vor die Vorentscheidung für ein Verkehrsmittel (Flug, Bahn, Auto etc.) sowie die Angabe des Übergangspunktes von der Welt des Reisenden zur Welt des Reiseanbieters, sprich: Bahnhöfe, Bushaltestellen, Flugplätze etc. Mehr und mehr haben jedoch innovative IT-Unternehmen in Gemeinschaft mit Verkehrsunternehmen Werkzeuge bereitgestellt, um Reisen intelligenter zu planen.
So würde man gerne einen Reisevorschlag „von Tür zu Tür“ erhalten, der in mehrerer Hinsicht aus Sicht des Reisenden „optimal“ ist, also z.B. in Bezug auf Reisedauer, Preis, Bequemlichkeit oder weiterer Kriterien. Ein Geschäftsreisender wird vermutlich die zeitsparende Route bevorzugen. Muss er an einem fernen Ort früh morgens zu einem Termin erscheinen, wird er u.U. einen Nachtzug einer Anreise am Vortag mit Hotelübernachtung vorziehen - wenn das Reiseplanungssystem ihm diese Alternativen anbietet. Die Studentin mit Bafög-Bezug wird vermutlich vor allem auf preiswerte Reisealternativen setzen. Und der Vater mit Kleinkind und viel Gepäck auf Besuch bei Oma und Opa wird vermutlich Routen mit wenigen Umstiegen bevorzugen.
Um diese unterschiedlichen Präferenzen zu berücksichtigen ist allerdings eine „multi-kriterielle“ Routenberechnung erforderlich. Reisende mit unterschiedlichen Präferenzen wie oben dargestellt sollen in den ermittelten Reisealternativen also direkt die für sie optimale Lösung finden. Dies war 2001 ein innovativer Ansatz und ist nach wie vor eine der Stärken von MOTIS (multi objective travel information system).
MOTIS (Multi Objective Travel Information System) ist modular aufgebaut, zusätzliche Präferenzen lassen sich mit relativ wenig Aufwand hinzufügen. Man könnte dabei z.B. an die Berücksichtigung von Auslastungdaten denken. Oder daran, im Hochsommer bevorzugt klimatisierte Verkehrsmittel zu nutzen. Alles eigentlich nur eine Frage der Verfügbarkeit von Daten.
2008 konnte MOTIS dann im Rahmen eines Projekts der Deutschen Bahn AG zeigen, dass auch eine Auskunft unter Berücksichigung aller Realtime-Daten der DB möglich ist. Auch das zu diesem Zeitpunkt eine Innovation. 2009 wurde dann prototypisch aufgezeigt, wie Reisende auch während der Reise bei Fahrplanabweichungen aktiv informiert werden können, wenn die Fortsetzung der Reise wie geplant nicht mehr möglich oder nicht mehr sinnvoll ist.
Ein weiterer wichtiger Punkt bei modernen Mobilitätslösungen ist die "intermodale Reisekette". Damit ist vor allem gemeint, dass auch Mobilitätsoptionen ohne Fahrplanbindung berücksichtigt werden, also Fahrrad, Taxi, Carsharing, Mitnahmesystem usw. Schon 2014 konnte MOTIS im Rahmen eines “proof of concept” zeigen, dass die Berücksichtigung von Fahrtangeboten aus Mitnahmesystemen zur Bildung von Reiseketten in Kombinationen mit Fahrten im öffentlichen Verkehr effizient möglich ist.
Weitere Information finden sich u.a. in Alleinstellungsmerkmale MOTIS und Multimodale Reiseplanung: Fahrplangebundener Verkehr im Fokus.
MOTIS ist seit dem 22. April 2020 Open Source, siehe MOTIS Open Source ist jetzt verfügbar !
MOTIS ist aus Initiativen im Rahmen unserer langjährigen Beratungstätigkeit für die Deutsche Bahn AG mit deren finanzieller Unterstützung an der TU Darmstadt (Fachbereich Informatik, Fachgebiet Algorithmik - Prof. Dr. Karsten Weihe) entstanden. Später kamen Anstöße zur Weiterentwicklung aus unserer Arbeit in Forschungsprojekten. Wir bieten zu MOTIS Beratung und Unterstützung bei der Entwicklung von Mobilitätslösungen sowie die Beteiligung an Forschungsprojekten an. Dabei sehen wir uns als Bindeglied zwischen Aufgabenstellungen der realen Welt der Mobilität und der algorithmischen Forschung.