Einem Artikel in Capital vom 26.02.2018 zufolge tobt derzeit ein Kampf um die Bedeutungshoheit im Nahverkehr zwischen Deutscher Bahn, den ÖPVN-Verbünden und den Autokonzernen. Begriffe wie Ridesharing und Carsharing dringen in die gewohnten Domänen des ÖPNV ein und schaffen neue Formen der Mobilität.

Dabei soll angeblich der Privat-PKW immer mehr an Bedeutung verlieren. Zum einen weil die Städte auf den Straßen und Parkplätzen verstopft sind, zum anderen, weil Politik, Gerichtsbarkeit, Umweltverbände und Mediziner darauf drängen, die Luft in den Städten sauber zu halten und damit den Autos, allen voran Dieselfahrzeugen, den Eintritt in die Städte zu verwehren.

Hier gab es umfangreiche Kooperationen, z.B. zwischen Bahn/Flinkster und Daimler, die allerdings mittlerweile wieder zum Erliegen gekommen sind, weil jede Partei die Kunden gerne auf ihrer Plattform vereinnahmen möchte und eifersüchtig auf die eigenen Umsatzzahlen fixiert ist. Die Bahn hat mit Ioki (Input-Output-Künstliche Intelligenz) eine Vorzeige-Startup und eine eigene Plattform für den Nahverkehr ins Leben gerufen. Zusätzlich sollen in Frankfurt am Main Shuttle-Busse die Kunden "on demand" aufnehmen und ein Algorithmus die optimale Strecke ermitteln, die der Fahrer zu befolgen hat. Dieser Feldversuch ist die Vorstufe zum großen Auftritt in Hamburg im Frühjahr 2018. Dann sollen 100 Shuttle-Busse der Bahn, später 200 Shuttle-Busse der VW-Tochter Moia unterwegs sein. Diese Entwicklung soll sich dann kontinuierlich nach Europa und USA ausdehnen. Es sollen Städte vom Individualverkehr drastisch entlastet werden. Die OECD rechnet damit, dass 3.000 Shuttle-Busse ca. 97.000 PKWs ersetzen könnten, die Bahn rechnet sogar mit einer noch höheren Entlastung. Die Frage ist, ob die potentiellen Kunden das auch so sehen. Selbst der ADAC entwickelt mit der TU München zusammen neue Geschäftskonzepte, die die Mobilität neu gestalten und die PKW-Nutzung minimieren sollen. 

International werden noch ambitioniertere Mobilitätskonzepte entwickelt., so wollen Oslo und Helsinki alle Privatautos aus ihren Städten verbannen. Beispiel: Das finnische Unternehmen Whim, das mit einem Monatsticket die Kombination von ÖPNV, Taxi und Mietwagen erlauben will (ab Frühjahr 2018). Die Deutsche Bahn führt derzeit im bayrischen Bad Birnbach einen Feldversuch mit einem selbstfahrenden Ioki -Shuttle durch (mit Begleitperson, da autonom noch nicht erlaubt ist). Geld sei allerdings damit nicht zu verdienen, obwohl bereits 3-stellige Millionenbeträge in die Entwicklung geflossen sind. Aber früh dabei sein kann auch bedeuten, später Pioniergewinne realisieren zu können.  

Parallel baut die Deutsche Bahn derzeit mit ca. 350 Entwicklern die Vertriebsplattform "Vendo" (span: ich verkaufe) auf, um darin später auch die Kooperation der Bahn mit Flinkster, Call-a-Bike und Schienenverkehrverkehr zu integrieren, noch später auch Ioki. Auch sollen andere Anbieter mit integriert werden, sofern diese das wollen. Denn noch immer gilt, dass jeder seine Daten für exklusiv sich behalten will, was eine solche übergreifend Plattform unmöglich macht. Hier wurde 2013 bereits mit Qixxit ein zunächst vielversprechender intermodaler Weg aufgezeichnet, der allerdings der Geschäftsstrategie, im Rahmen derer der Fernverkehr bevorzugt wird, zum Opfer fiel. Die Aktivität wurde mittlerweile in ein eigenständiges Unternehmen ausgegründet.

Bewegung gibt es bei der Deutschen Bahn AG in Bezug auf Open Data. Man habe bereits umgedacht, was die Veröffentlichung ihrer Daten betrifft, sagt Bahnchef Huber, wir werden mit gebotener Skepsis beobachten, wie sich das entwickelt. 

Siehe auch unter "Kampf um den Nahverkehr"