Das On-Demand-Projekt des RMV hat den Deutschen Mobilitätspreis gewonnen. Herzlichen Glückwunsch dazu. In der Tat ist schon in 2019 das erste On Demand Angebot im RMV-Bediengebiet (Hopper in einigen Kommunen im Landkreis Offenbach) an den Start gegangen.

Etliche andere Regionen folgten mit eigenen Angeboten im Landkreis Darmstadt-Dieburg (DadiLiner), Frankfurt (Knut), Hanau (Mainer), Hofheim (Colibri), Kelsterbach (SIGGI), Limburg (Lahnstar) und Taunusstein (Emil). Damit werden vermutlich in keiner Region Deutschlands On Demand Verkehre so konsequent umgesetzt wie dies beim RMV der Fall ist.

On Demand Verkehre als Ergänzung der regulären, fahrplanbasierten Angebote des ÖPNV sind wichtig für eine nachhaltige und wirtschaftlich sinnvolle verkehrliche Erschließung des ländlichen Raums. Sie sind gerade auf der “letzten Meile” von Reiseketten das bislang oft fehlende Glied in der ländlichen Mobilität, um auf den privaten Pkw verzichten zu können.

Also alles richtig gemacht? Was die Entwicklung des Angebots anbetrifft - ein klares JA und die Auszeichnung ist ganz sicher verdient.

Aber betrachten wir das Ganze doch mal aus Kundensicht.

Die Deutsche Bahn bringt schon seit den 90er Jahren in ihrer Fahrplanauskunft den Kunden von “Tür zu Tür”, siehe bahn.de und Navigator App. Auch im Projekt Mobility-Inside (mit RMV-Beteiligung) sowie der neuen RMV-App RMVgo (siehe hierzu auch RMVgo - Die App für Ihre einfache Mobilität) kommt man dem Ziel von “nahtlose Mobilität aus einer Hand” (Mobility as a service (MaaS)) immer näher und das ist gut so.

Aber wie sieht es bei dem On Demand Angeboten des RMV aus? Die findet man nicht in der bisherigen RMV App. Stattdessen gibt es eine eigenständige On Demand App, mit eigenem Login, Buchungs- und Bezahlprozess. Das würde der Fahrgast sich natürlich integriert in einer schon existierenden RMV App wünschen.

Aber das ist nicht nur eine Frage der Bequemlichkeit. On Demand und Fahrplanverkehre sind wirtschaftlich nicht parallel zu betreiben, da sie sich gegenseitig die Kunden wegnehmen. Also findet eine Abstimmung statt und wenn in Schwachlastzeiten (Tagesrandlagen, Wochenende) der Betrieb von Buslinien nach Fahrplan wirtschaftlich keinen Sinn mehr macht, dann sichern die On Demand Verkehre die Mobilität vor allem im ländlichen Raum. Teilweise ersetzen On Demand Verkehre auch komplette Buslinien.

Wo liegt nun das Problem? Sucht man in dem nun wegen der On Demand Verkehre reduzierten Fahrplanangebot in den Fahrplanauskunftssystemen des Verbundes oder der Deutschen Bahn AG eine Verbindung, dann sind bisherige Fahrten schlicht “verschwunden”. Was logisch ist, weil sie ja durch On Demand Verkehre ersetzt werden sollen - aber zu denen gibt es keinen Hinweis. Stattdessen versucht die Fahrplanauskunft im reduzierten Fahrplan andere “optimale” Verbindungen zu finden, was entweder zu “keine Verbindung gefunden” oder Verbindungen mit teilweise abstrusen Umwegen führt. Wenn dann der potentielle Kunde mangels akzeptabler Verbindungen zum Autoschlüssel greift - kann man dafür Verständnis aufbringen.

Man stelle sich die Situation vor, die Deutsche Bahn AG würde auf diese Weise in Web und App den Fernverkehr mit ICE/IC von den Regionalverkehren trennen und dem Kunden überlassen, sich damit eine Reisekette für eine beabsichtigte Fahrt zusammen zu stellen. Undenkbar! Aber hier passiert mit den On Demand Angeboten genau das. Und nicht nur beim RMV. Auch andere On Demand Angebote in Deutschland sind aktuell in den Fahrplanauskunftssystemen der Deutschen Bahn AG, der Verkehrsverbünde und des neuen Mobility Inside nicht zu finden.

Fazit: Es ist klasse, wenn innovative Angebotsformen entwickelt werden und die Auszeichnung für die Entwicklung der On Demand Angebote in Deutschland geht zu Recht an den RMV. Aber man sollte m.E. nicht nur ein gutes Produkt entwickeln, sondern im Sinne von Kundenorientierung auch daran denken, den Kunden darüber zu informieren und ihm die Nutzung so einfach wie möglich zu machen. Und da ist bei On Demand Verkehren in Deutschland generell und speziell auch beim preis-ausgezeichneten RMV noch viel Luft nach oben.